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Die Demokratische Republik Kongo

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DIE DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO
von Carmen Anthonj

Landesübersicht und Naturraum

Die Demokratische Republik Kongo (DRC) ist Afrikas zweitgrößtes Land und mit einer Fläche von etwa 2.350.000 km⊃2; mehr als sechsmal so groß wie Deutschland. Die DRC liegt in Zentralafrika und grenzt westlich an die Republik Kongo, nördlich an die Zentralafrikanische Republik, im nordöstlich an den Südsudan, östlich an Uganda, Ruanda, Burundi und Tansania, südlich an Sambia und Angola. Die 40 km lange Küste nördlich der Kongomündung stellt die einzige Öffnung zum Atlantischen Ozean dar. Im Osten der DRC bildet die Seenkette des Großen Afrikanischen Grabens die Grenze des Landes. Die Demokratische Republik Kongo besitzt die größte Regenwaldfläche Afrikas, das Kongobecken nimmt mit seinen Tropenwäldern 60% des Landes ein. Das Becken ist eingesäumt von Bergzügen und Hochgebirgen. Im Süden und Osten prägen die bis zu 1200 m hohen Mitumba-Berge, die Kundelungu-Berge und die Virunga-Vulkane das Landschaftsbild, an der Grenze zu Uganda das Ruwenzori-Gebirge. Das Klima ist entsprechend der Größe und der geologischen Vielfalt des Landes von Region zu Region verschieden. Es herrscht insgesamt warmes, feuchtes Äquatorialklima. Im Hochland ist es trockener (südliches Hochland um Lumumbashi) oder feuchter (Kisangani, östliches Hochland) und kühler, im äquatorialen Flussbecken und in der Hauptstadt Kinshasa heiß und feucht. Im Landeszentrum gibt ganzjährig starke Niederschlagsereignisse, im Norden und Süden des Landes folgen dagegen Regenzeit und Trockenzeit aufeinander. Auf den höchsten Punkten fällt auch Schnee. In den mittelhohen Lagen ist das Klima gemäßigt.

Abbildung 1: Demokratische Republik Kongo (Quelle: Tagesschau.de)

Nach Brasilien und Indonesien verfügt die Demokratische Republik Kongo über die größten zusammenhängenden Flächen an tropischem Regenwald weltweit, nämlich 60 Millionen Hektar. Es herrscht eine sehr große Artenvielfalt, die wohl bekanntesten Vertreter sind die Berggorillas und Schimpansen im Bergland. Große Teile der einst weit verbreiteten Okapis, Elefanten, Nilpferde oder auch Nashörner, aber auch Berggorillas fielen Wilderei und Kriegsgewalt zum Opfer, so dass die Bestände heute besorgniserregend gering sind. Bekannt sind die Regenwälder neben tropischen Harthölzern außerdem für Ölpalmen, Kautschukbäume sowie Tee- und Kaffeepflanzen. Die politisch instabile Lage hatte auch hierauf in den letzten Jahren starke negative Auswirkungen, viele Flächen wurden und werden durch die hohe Nachfrage nach Tropenhölzern illegal abgeholzt. Das verursacht massive ökologische Probleme. Auch in Bergbaugebieten werden keinerlei Umweltschutzmaßnahmen ergriffen. Im Osten der DRC finden sich die bedeutendsten Bodenschätze des Kontinents. Auch der sogenannte Copper Belt ist aufgrund des hohen Vorkommens von Kupfer, Koltan, Kobalt und Zinn von hohem industriellem und wirtschaftlichem Interesse. In den nördlichen Provinzen Kivus kommen Gold, Silber, Diamanten, Koltan und Erdöl vor. Diese natürlichen wertvollen Ressourcen waren in der Vergangenheit und sind auch heute immer wieder Ursache von Kriegen und Konflikten und deren Abbau schadet der Umwelt massiv.

Abbildung 2: Bevölkerung der DR Kongo (Quelle: AIZ)

Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo

Die Demokratische Republik Kongo verfügt über eine Bevölkerung von mehr als 67 Millionen Menschen, wovon etwa 10 Millionen Menschen in der Hauptstadt Kinshasa leben. Die Bevölkerung ist sehr jung, fast 50% der Kongolesen sind unter 15 Jahren alt. Die Metropole ist von Überbevölkerung und Armut geprägt, der informelle Sektor mit Kleinhandwerk, Straßenverkauf und einem chaotischen und unterentwickelten Verkehrssystem bestimmen das Bild. Es gibt nur etwa 3.000 km geteerte und ganzjährig passierbare Straßen. In der Regenzeit kommt es überall im Land zu zusätzlichen infrastrukturellen Problemen. Hinzu kommt, dass der Staat über keine Mittel, ist schlecht organisiert und vielerorts zu korrupt.

Die Demokratische Republik Kongo zeichnet sich durch eine junge Bevölkerung aus. Knapp die Hälfte der Bevölkerung (47,5%) ist weniger als 15 Jahre alt, 50% sind zwischen 15 und 64 Jahren alt und 2,5% haben das Alter von 65 und mehr Jahren. Das Bevölkerungswachstum liegt bei 2,6%, wobei die Zahl rückläufig ist. Im städtischen Umfeld und in der gebildeten Mittel- und Oberschicht gebären die Frauen deutlich weniger Kinder. Der Krieg im Osten des Lande, HIV / AIDS und die unzureichende medizinische Versorgung sind die wichtigen Faktoren für die geringe Lebenserwartung von 55,7 Jahren. Insgesamt leben in der Demokratischen Republik Kongo bis zu 250 Volksgruppen, die größten sind die Luba, die Mongo, die Bakongo und die Zande, außerdem etwa 200 verschiedene Sprachen.

Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens steht die Großfamilie mit Solidarstrukturen, die für die ärmeren Bevölkerungsschichten einen Schutz vor Verelendung und Hunger bilden. Diese, für das Überleben wichtigen Strukturen, führen aber auch zur Klientel- und Pfründenwirtschaft. Die systematische Korruption macht die formal existierenden modernen Institutionen zur Farce und eine rationale Entwicklungspolitik schwierig, manchmal sogar unmöglich. Dies trifft insbesondere bei der Familienstruktur zu. Neben der traditionellen Familie bilden sich besonders im städtischen Umfeld neue Lebensformen, welche sich schwierig in die alten Formen integrieren lassen. So ist zu beobachten, wie intellektuelle Frauen in Führungspositionen bewusst als allein erziehende Mütter leben. Alte Menschen, bisher von der Großfamilie versorgt, leben in absoluter Armut auf der Straße und vollkommen auf sich selbst gestellt. Kinder, die ganz oder teilweise auf der Straße leben, gehören in den Kleinstädten schon zum Straßenbild.

Wirtschaft und Armut

Die Demokratische Republik Kongo verfügt über einen beeindruckenden Reichtum, der ebenso groß ist wie die enorme Armut, in der 2/3 der Bevölkerung leben müssen und die sich durch Mangelernährung, Kinderarbeit in den Bergwerken, in den Kriegsgebieten als Kindersoldaten oder in den Haushalten der Reichen von Kinshasa als Haushaltssklaven manifestiert. In den Städten fehlt es an Arbeitsplätzen, Nahrungsmitteln, Wasser und der elementarsten sanitären Versorgung. Auf dem Land fehlt es an Straßen zur Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte. Und über allem ist es der Krieg und die Korruption, die es den Menschen so schwer macht. Hauptursache hierfür sind die mehr als drei Jahrzehnte Misswirtschaft und Korruption durch das Mobutu Regime, gefolgt von schweren kriegerischen Auseinandersetzungen bis in die Gegenwart. Der Zusammenbruch der Wirtschaft Anfang der 1990er Jahre und mehrere Inflationen schaden der Wirtschaft weiterhin nachhaltig, die sozio-ökonomische Lage bleibt prekär und verbessert sich nur langsam. Das BIP steigt nur langsam an und beträgt ca. 25,44 Mrd US Dollar (Stand 2013).

Nach Jahren des Missmanagements und der Kriegswirren muss das Land erst wieder aufgebaut werden. Die zerstörte Infrastruktur, hohe Korruption und mangelhaftes Sozialsystem sind die Hinterlassenschaft. Die Umsetzung von politischen Reformen, umfangreichen Investitionen in den Wiederaufbau der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur und die Stärkung des öffentlichen Sektors sind Voraussetzung für eine wirtschaftliche Erholung des Landes und eine nachhaltige Armutsbekämpfung. Eine Unterstützung der internationalen Gebergemeinschaft ist dafür unabdingbar. Etwa 35 % des Haushalts der kongolesischen Regierung (ca. 7,3 Mrd. US-Dollar in 2011) wird von internationalen Gebern finanziert. Wichtigste multilaterale Akteure sind IWF und Weltbank, die Europäische Union sowie UNDP. Die DR Kongo gilt als "hoch verschuldetes, armes Land".

Zwei Drittel der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, die geschätzt über 30 % zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. Bestimmend ist die Subsistenzlandwirtschaft. Große Gebiete sind landwirtschaftlich nutzbar; es werden aber nur rund 5 % kultiviert. Haupterzeugnisse sind Maniok, Mais, Reis, Bohnen, Kartoffeln, Süßkartoffeln, verschiedene Spinatsorten und Kochbananen. Diese Produkte bestimmen die tägliche Ernährung. Zuckerrohr, Erdnüsse, Ölpalmen, Bananen, Obst und Wildfrüchte ergänzen die kongolesische Küche. Die landwirtschaftliche Produktion von Exportprodukten ist fast vollkommen zusammengebrochen. Es besteht ein großes Produktionspotential für Ölpalmen, Kaffee, Tee, Kautschuk, Baumwolle, Sojabohnen und Kakao. Nach offiziellen Darstellungen steigt die landwirtschaftliche Produktion deutlich an. Die landwirtschaftliche Produktion könnte deutlich höher sein, wäre die Vermarktung der Produkte gewährleistet – dies wird aber durch die schlechte Infrastruktur behindert.

Die lokale Industrie ist vielerorts zum Stillstand gekommen. Im Land werden einfache Schuhe, Zigaretten und Getränke hergestellt, fast alle anderen Güter müssen importiert werden. Die städtische Bevölkerung, allen voran die Menschen in der zehn Millionenstadt Kinshasa, lebt fast ausschließlich vom informellen Sektor. Kleinstunternehmen, Kleinhändler und das lokale Transportwesen sichern den Lebensunterhalt der Menschen.

Gesundheits- und Sozialwesen

Das ist sehr gut durchdacht und dezentral entsprechend der Bevölkerungszahl und Siedlungsdichte zugeordnet. Jede Gesundheitszone versorgt ca. 150.000 Menschen. Das System ist kostengünstig und könnte eine gute medizinische Versorgung der Bevölkerung garantieren, doch die Realität ist vielerorts leider eine andere, vor allem im ländlichen Raum. Das liegt besonders daran, dass die Gesundheitseinrichtungen sich in schlechtem Zustand befinden und unzureichend mit qualifiziertem Personal, Medikamenten und medizinischem Equipment ausgestattet sind. Die Bezahlung ist sehr schlecht, weshalb auch in diesem Sektor ein hohes Maß an Korruption herrscht. Dadurch ist die Versorgung mangelhaft und Säuglingssterblichkeit sowie einfach behandelbare Infektionen nehmen katastrophales Ausmaß. Traditionelle Medizin und Wunderheiler sind weit verbreitet. Ursache sind Armut, Unwissenheit aber auch der mangelnde Dialog zwischen lokalem Wissen und moderner westlicher Medizin. Ein schwerwiegendes gesundheitliches und gesellschaftliches Problem stellen HIV und AIDS dar, für HIV-Infizierte ist die Gesundheitsversorgung ebenfalls besorgniserregend und sehr unzureichend.

Bildungswesen

Die Demokratische Republik Kongo hat außerdem große Probleme im Bildungswesen, dieses befindet sich in einem schlechten Zustand. 20% der Männer und 45% der Frauen sind Analphabeten. Korruption ist auch in diesem Sektor weit verbreitet, was unter anderem an den sehr niedrigen Lehrergehältern von 40 bis 80 USD liegt, so dass Zertifikate und Zeugnisse verkauft werden. Vor allem aber fehlt es am Elementarsten, besonders in den ländlichen Gebieten fehlt es geeigneten Schulgebäuden, Klassenräumen, ausgebildeten Lehrkräften, Schulbüchern, aber auch anderen Lehrmaterialien. Viele Lehrer haben keine pädagogische Ausbildung und müssen neben ihrer Lehrtätigkeit weitere Jobs übernehmen um sich über Wasser zu halten. Ein Mindestbildungsangebot gibt es dennoch, zumal im Land Schulpflicht herrscht. Dieses ist aber von sehr minderwertiger Qualität. Aus diesem Grund schickt, wer es sich leisten kann, seine Kinder auf (kirchliche) Privatschulen. Ein höheres Bildungsangebot gibt es für den besserverdienenden Anteil der Bevölkerung mit staatlichen Universitäten und etlichen Hochschulen für verschiedene Disziplinen.

Religion

Die große Mehrheit der Kongolesen ist sehr religiös. Das Leben mit den Ahnen und Naturreligionen bestimmt das Leben in all seinen Facetten, auch wenn christliche Weltanschauungen dominant sind. Mehr als 80% der Bevölkerung bekennen sich zu christlichen Religionen. Mit 50% ist die Katholische Kirche die einflussreichste Konfessionsgemeinschaft; 20% sind evangelisch und 10% gehören der einheimischen christlichen Kirche der Kimbanguisten an. Daneben gibt es eine wachsende muslimische Gemeinde, die im städtischen Umfeld bis zu 10% der Bevölkerung erfasst. In den letzten Jahren haben afrikanische Freikirchen eine zunehmende Bedeutung erlangt. Die 47 katholischen Diözesen die besten funktionierenden Strukturen im Land und stellen 60% der Gesundheitseinrichtungen, fast alle wichtigen Sekundarschulen und Universitäten. Die katholische Bischofskonferenz ist eine wichtige Stimme im Land, wenn es um Menschenrechte und die Einhaltung von sozialen und politischen Rechten geht.

Gender – Geschlechtergerechtigkeit

Im UNDP Human Development Index belegt die Demokratische Republik Kongo Platz 187 (letzter Platz der HDI Liste), beim Gender Inequality Index (GII) steht sie auf Platz 142 von 144. 36,2% der Männer und nur 10,7% der Frauen verfügen über einen Schulabschluss. Die Entwicklungschancen sind für Mädchen deutlich schlechter als für Jungen. 76% der Mädchen und Frauen sind Opfer häuslicher Gewalt. Im Rahmen der kriegerischen Auseinandersetzungen, im Osten des Landes, sind sexuelle Übergriffe Teil der Kriegsführung geworden. Im öffentlichen Leben nehmen Frauen zunehmend am politischen und wirtschaftlichen Leben teil. 44 Frauen (8,9% der Abgeordneten) sind als Volksvertreter im kongolesischen Parlament. Auch wenn die Gesetze eine Geschlechtergerechtigkeit beinhalten, ist man noch weit von einer gerechten Situation entfernt.


Quelle: Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Länderinfomation Demokratische Republik Kongo